Die Crew traf sich nach und nach am Hauptplatz von Pylos in einem netten Café in den Arkarden gegenüber des Hauptplatzes.

Chris und Jörg waren die Ersten, dann kam ich und gegen 10:15 stieß Norman zu uns.

Unser Hauptthema war, woher bekommen wir Diesel. Die Nachfrage bei einer Tankstelle im Ort brachte kein Ergebnis. Der Tankwart wollte das wir das Boot zu ihm bringen.

Betankung in Pylos
Betankung in Pylos

Chris machte sich dann auf den Weg um einen Tankwagen zu finden. Ein freundlicher Grieche, der an seinem Boot arbeitete und den Chris frage, zückte gleich sein Handy und keine 10 Minuten später fuhr der Tankwagen an unserem Café vorbei Richtung Marina.

Kaum hatte ich zu Jörg und Norman gesagt „da fährt unser Tankwagen“, klingelte mein Telefon und Chris rief um Hilfe da er den Tank der Nemesis nicht finden konnte.

Ich machte mich auf die Socken und ging schnurrstracks zur Marina.

Chris und der Tankwart hatten mit dem Betanken schon begonnen.

Gottseidank in den Dieseltank und nicht in den Wassertank.

Um 11:30 legten wir ab und entschieden uns die Voidokilábucht (Rinderbauchbucht) mit seinen kilometerlangen Sandstränden und Dünen ein anderes mal zu besuchen und direkt nach Methoni zu steuern.

 

 

Die Fahrt entlang der Felsküste war beeindruckend. Nach ca. 1 Stunde kam die Festungsinsel Boúrtzi und die Burgmauern der großen Befestigungsanlage in Sicht.

Um 12:40 gingen wir in der Bucht von Methoni vor Anker und genossen die Schwimmrunden um die Nemesis. Von unserem Ankerplatz aus, hatte man einen tollen Blick auf den Sandstrand auf der einen Seite und die Burganlage auf der anderen.

Um 14:00 holten wir den Anker ein und steuerten Richtung Kythira.

Wir hatten schon gar nicht mehr damit gerechnet. Es gibt ihn tatsächlich noch den Wind. Um 15:25 hatten wir 12-14kn Rückenwind und konnten tatsächlich traumhaftes Schmetterlings-Segeln genießen. Das ist Genuss-Segeln pur.

Schmetterlings-Genuss-Segeln
Schmetterlings-Genuss-Segeln

Die Windrichtung änderte sich zwar (bzw. unser Kurs), aber wir konnten bis 19:00 unter Segeln fahren. Das war Rekord bisher.

Alle waren schon etwas aufgeregt wegen der bevorstehende Nachtfahrt. Zumal keiner von uns bisher eine richtige Nachtfahrt gemacht hatte.

Als es dann Dunkel war und die Mondsichel sich silbern auf den Wellen widerspiegelte, war alles nur halb so aufregend.

Jeder hielt Ausschau nach anderen Schiffen und es war unglaublich wie viele unseren Weg kreuzten.

Bei jedem das näher kam gab es eine rege Diskussion, ob er uns auch sieht. Bei den riesigen Kreuzfahrtschiffen und den Tankern und Frachtern war das schon spannend.

Jörg zückte jedesmal seine Photonenkanone und leuchte die Schiffe an. Die anderen Crewmitglieder mussten ihn stets bremsen, damit er nicht anfing und klingonische Geheimcodes zu signalisieren.

Als der Mond dann weg war und uns totale Finsternis umgab verbreitete sich nochmals etwas Nervenkitzel, der sich aber sehr schnell legte.

Wie uns Herr Meyer von ABC-Wassersport uns das beigebracht hatte, war jeder der sich im Cockpit aufhielt stets durch den Lifebelt gesichert. Norman sagte so treffend „unglaublich was dieses unbequeme Geschirr für ein Gefühl der Sicherheit vermittelt“. Besser kann man es nicht ausdrücken.

Das eine oder andere Crewmitglied schlief selig, trotz der von hinten immer wieder mächtig anschiebende Wellen.

Zwei Stunden bevor wir Kytira erreichten, schlug ich Varianten einer möglichen Änderung der Reiseroute vor, um unseren jetzigen Schwung auszunutzen und richtig viel Strecke zu machen.

Chris durfte die vielen Varianten in spannender Erzählweise erst Norman und später Jörg darlegen.

Schnell einigten sich alle darauf nun doch nicht um 3:00 in Kapsaliou auf Kythira anzulegen, sondern direkt nach Milos weiter zu fahren.

Jörg war zwar enttäuscht das die Photonenkanone nun nicht den Hafen von Kapsaliou in gleißendes

Licht legen durfte, aber andererseits war der Gewinn eines Ruhetages auf Milos oder später auf Santorin auch nicht zu verachten.

Die immer näher kommende Insel Kythira mit den vereinzelten Lichtern war nochmals etwas Neues. Schiffe die sich näherten kannten wir ja nun schon zur Genüge und waren kein Nervenkitzel mehr.

Zudem gab es die Mini-Felsen-Insel Vrak Avgo die südlich von Kythira liegt. Norman errechnete eine Distanz von 1.5nm zwischen Kythira und der Felseninsel.

Dennoch war die Passage dieser „Engstelle“, bei totaler Dunkelheit schon eine Herausforderung.

Jörg und Chris zogen es vor Ihre Kabinen aufzusuchen. So oblag es Norman und mir diese Herausforderung zu meistern.

spiegelglatte See
spiegelglatte See

Es gab einen Wettlauf zwischen dem Techmarine Kartenplotter der Nemesis (mit dem veralteten Kartensatz), dem iPad und den ergebnislosen Versuchen in der Dunkelheit mit blosem Auge etwas zu erkennen.

Norman sichte erst zwei das vier geheimnisvolle Lichter in der Richtung in der die Mini-Insel lag. Wir ließen diese Lichter in respektvollem Abstand an Steuerbord liegen und meisterten die Durchfahrt bravurös.

Kaum hatten wir die „Endstelle“ passiert kam Chris, nach seinem ein stündigen zurück und leistete uns Gesellschaft.

Als wir Kythira passiert und Kurs 57° Richtung Milos eingeschlagen hatten, legte sich auch der Skipper für 2 Stunden auf´s Ohr. Norman und Chris steuerten uns sicher durch die Ägäis.

Um 6:30 löste ich die Beiden ab und genoss den Sonnenaufgang.

Die See war spiegelglatt. Es erinnerte mehr an einen Binnensee, denn an das sportliche Revier der Kycladen. Jörg sagte so treffend „es sieht aus als läge eine riesige Plastikfolie auf dem Meer“.

Um 11:50 gab es dann einen Badestopp. Wieder gesichert durch eine Landleine mit Fender, was sich schon 2 Tage zuvor bewährt hatte.

Die Kontur von Milos zeichnete sich schon am Horizont ab.

 

Nach weiteren 2 Stunden kam an Backbord eine Insel zum Vorschein, die alle spontan an Lummerland erinnerte. Man sah ganz deutlich die beiden Berge, nur Lukas der Lokomotivführer war noch nicht zu erkennen.

Durch die windstille kamen alle so in Hitzestau das ein weiterer Badestopp eingelegt wurde. Wieder auf dem offenen Meer das spiegelglatt da lag.

Badestopp Nr. 2
Badestopp Nr. 2

Bedingt durch die große Hitze vernachlässigte die Crew der Nemesis die bisher stets eingehaltene Sicherheitsregel das immer einer an Bord bleibt.

So trieb unsere Yacht von uns weg. Auch die Sicherheitsleine mit dem Fender lag leider verstaut an Bord, anstatt im Wasser zu treiben.

Unser Tauchinstruktor Chris schilderte in beängstigendem Tonfall wie es uns ergehen wird und das er das schon aus dem Kino kenne.

So blieb uns nur das SuperLama zu Hilfe zu rufen. Es dauerte nicht lange und es erschien im Cockpit. Norman instruierte es uns den Festmacher mit dem Fender zu zuwerfen. Was es auch promt machte.

Wir waren gerettet!

Zum Dank nahm Norman das SuperLama mit auf eine Schwimmrunde.

Nach diesem stets in Erinnerung bleibenden Badestopp hielten wir weiter auf Milos zu. Das Einlaufen in den riesigen Naturhafen schürte die Phantasien, wie das hier im 16’ten Jahrhundert zur Hochzeit der Milos-Piraten wohl ausgesehen hat.

Um 18:00 legten wir nach 30 stündiger Dauerfahrt und mehr als 150nm in Adams auf Milos an.

So sehr genossen wir bisher noch kein Ankerbier. Dieses hatten wir uns mehr als redlich verdient.

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