Um 8:30 waren die Ersten wach. Es wurden die beiden Wassertanks der Nemesis aufgefüllt, die zur Wäscheleine umfunktionierte Reling wurde wieder ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt im dem wir die Handtücher, T-Shirts und Badeklamotten abnahmen.

Minimarket in Galaxeidi
Minimarket in Galaxeidi

Brot, Milch und Butter wurde eingekauft und dann gab es ein gemeinsames Frühstück. Nur Felix fehlte wie immer, er sammelte Kräfte für seine Erzieher-Ausbildung indem er nahezu immer bis gegen Mittag in seiner Doppelstock Kuschelkoje schlief.

Nach dem Frühstück wurde noch Wasser und Anleger-Bier gebunkert und dann ging es los.

Das Ablegen mit Norman am Anker, Carmen und Dominik an den Landleinen klappte vorbildlich.

 

 

 

Ablegen in Galaxeidi
ablegen in Galaxeidi

Mangels Wind motorten wir Richtung Trizonia, einer kleinen Inseln im Golf von Korinth, die uns auch von Harry (alias Captain Morgan) empfohlen worden ist.

Nach knapp 2 Stunden Fahrt gingen wir nördlich der Mini-Insel Ioánnis, die Trizonia vorgelagert ist, vor Anker.

Die halbe Crew stürzte sich sofort in die Fluten. Einige schwammen auffällig schnell zur Nemesis zurück. „brr… das ist aber kalt“ bekamen wir zu hören. Hier gab es anscheinend keine 27 Grad Wassertemperatur, wie wir es bisher gewohnt waren, zudem hatten wir an unserem Ankerplatz auch 14kn Wind, nachdem es die 2 Stunden Fahrt vorher fast windstill war.

Während der Fahrt nahm ich Kontakt mit unseren Regensburger Freunden auf, die am Kylini-Beach Ihre wohlverdienten Ferien verbrachten. In München hatten wir vereinbart das wir sie in Kylini besuchen, sofern es zeitlich und Routen mäßig klappt.

Dominik und Tim waren augenscheinlich resistent gegen den Temperaturunterschied und erforschten die Unterwasserwelt und auch den Strand. Als Beute wurden uns später voller Stolz ein 1,5m langer Bambusstab und eine Anzahl unterschiedlicher Muschel präsentiert.

Badestopp
Badestopp

Nach einer kleinen Stärkung holten wir den Anker ein und motorten Richtung Marina Trizonia.

Da Captain Morgan seinen Geheim-Tipp anscheinend an viele andere Segler weitergegeben hatte, war die Marina gut gefüllt. Bereits beim Näherkommen sah man einen ganzen Wald von Masten in den tiefblauen griechischen Himmel ragen. Somit entschieden wir uns dafür weiterzufahren bis Navpaktos wo es angeblich einen der schönsten mittelalterlichen Häfen des ganzen Mittelmeers geben soll.

 

 

Marina Trizonia
Marina Trizonia

Inzwischen traf per SMS die Antwort von Micha ein, das sie bereits am 1.9 nachmittags abreisen. Das war für uns zeitlich nicht mehr zu schaffen, da es ab Navpaktos immerhin noch 42nm bis Kylini sind.

Wir wünschten uns gegenseitig eine gute Reise und verabredeten lose ein Treffen in Regensburg.

Nach 40 Minuten Motorfahrt unternahmen wir bei nur 6kn Wind einen Segelversuch, zumal wir ja noch ausreichend Zeit hatten für die 17nm bis Navpaktos.

Als der Motor aus war stellte sich sofort das wunderbare Gefühl ein, das jeder Segler empfindet wenn man sich den Elementarkräften von Wind, Welle und Strömung überlässt. Einfach wunderbar!!

Mitunter führt dieses wohlige Gefühl zu einer Art Flash….

Ich fand mich im Jahre 1571 wieder, auf einem kleinen Transport-Segler der bei NO-Wind Richtung Lepanto (so hieß Navpaktos im Mittelalter) unterwegs war. Wir schrieben den 4. Oktober 1571 und der größte Teil Griechenlands war seit langem unter rauer osmanischer Herrschaft.

Unser Lastensegler hatte Mehl, Olivenöl, Wein und Segeltuch geladen. Ich saß auf einem Berg von Segeltuch und ließ mir den Oktoberwind um die Nase wehen. Als Dimitros (unser Steuermann und mein Onkel) auf die Bucht von Lepanto zusteuerte setzen wir die vereinbarte Flagge, die uns als Versorgungsschiff für die Türken kennzeichnete, ansonsten hätte uns wohl sofort ein osmanisches Schnell-Ruderboot angegriffen. Seit vor einem Jahr Zypern auch an die Türken gefallen ist, lag Krieg in der Luft.

Seeschlacht von Lepanto 7. Oktober 1571
Seeschlacht von Lepanto 7. Oktober 1571

Wir hatten gehört das die Venezier (denen Zypern bis dahin gehörte) sich mit den Spaniern mit Genua und sogar mit dem Papst verbündet haben und eine christliche Seestreitkraft von Sizilien aus zum Peleponnes unterwegs war. Der Befehlshaber war ein erst 24 Jahre alter Regensburger namens Don Juan d’Austria. In wenigen Tagen bereits soll die Flotte hier in Lepanto eintreffen.

Schon von Weitem konnte man hunderte osmanischer Kriegsschiffe erkennen die vor dem Hafen von Lepanto ankerten. Der Hafen selbst war zum Bersten mit Schiffen unterschiedlichen Typs gefüllt. Man konnte problemlos trockenen Fußes von einer Seite des Hafens auf die andere gelangen, indem man von Schiff zu Schiff stieg.

Die Vielzahl von Soldaten auf der Befestigungsanlage rund um den Hafen, die bedrohlichen Kanonen zwischen jeder Zinne und das Geschäftige Treiben deuteten darauf hin das hier etwas Gefährliches kurz bevor stand.

Als die Nemesis in die Bucht von Navpaktos einlief war von alle dem nichts mehr zu sehen.

Einlaufen in Napaxtos
Einlaufen in Napaxtos

Aus den Geschichtsbüchern wissen wir aber das der Johann von Österreich mit seinen 212 Booten gegen die 272 Schiffe der Türken gewonnen hatte. Nicht zuletzt Dank seiner Geheimwaffe der Galeasse, einer Rudergaleere die auch Breitseiten abfeuern konnte. Normale Galeeren konnten damals nur in Fahrtrichtung feuern.

170 türkische Schiffe gehen verloren, Juan hingegen verlor nur 12.

Dieser Sieg stoppte den osmanischen Vorstoß und war somit geschichts-entscheidend.

Als wir in den beeindruckenden mittelalterlichen Hafen einliefen, waren zwar noch drei Kanonen zwischen den Zinnen zu sehen, aber ansonsten war das auffälligste die ganzen Kinder und Jugendlichen, die unter lautem Gekreishe von den alten Gemäuern in das Hafenbecken sprangen.

Es dauerte eine Weile bis sie nach der Fragen „woher“ und einem auf unsere Antwort „aus München“ folgenden „FC-Bayern Champion“ den Weg ins enge Hafenbecken freigaben.

die Nemesis in Navpaxtos
die Nemesis in Navpaxtos

Beim Anlegen half uns ein sehr netter Österreicher (ggf. ein Nachfahre von Johann von Österreich?), der mit seiner Yacht draußen vor dem Hafen ankerte.

Wir waren die einzige Segelyacht im Hafen und somit hatten wir gute Chancen das wir von dem im Hafenführer angekündigten Ankersalat verschont bleiben.

Navpaktos hat wirklich Charm und scheint vor allem von griechische Touristen frequentiert zu werden, da die ansonsten obligatorischen mehrsprachigen Werbeschilder der Tavernen fehlten und auch die Speisekarten selbst rein in griechischer Sprache gehalten sind.

Wir ließen den Abend dennoch ganz un-griechisch in einem italienischen Strand-Lokal ausklingen.

 

 

 

Pizzeria in Navpaxtos
Pizzeria in Navpaxtos
Tims Diavolo Pizza
Tims Diavolo Pizza

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zurück auf der Nemesis war rund um den Hafen ein Treiben das seinesgleichen sucht. Auf jeder Mauer lagen Kissen des jeweils nächstgelegenen Lokals, auf jedem freien Pflasterstein stand ein Tischchen. So stellt man sich einen zentralen Treffpunkt vor.

Die Party ging bis mindestens 5:00 Früh.

Da wir das Ablegen für 7:00 vorgesehen haben, war das für uns doch etwas zu lange.

2 Comments

Leave a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *